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Parzival - 2010

Schauspiel Hannover

 

Regie - Lars-Ole Walburg

Bühne - Reinhild Blaschke

Kostüme - Kathrin Krumbein

Licht - Mariella von Vequel-Westernach

Musik - Tomek Kolczynski

Dramaturgie - Judith Gerstenberg

 

Mit

Sandra Bayrhammer + Florian Hertweck + Sebastian Kaufmane / Sandra Hüller + Andreas Schlager + Aljoscha Stadelmann + Martin Vischer + Philippe Goos / Daniel Nerlich

 

Geschichte

von Lukas Bärfuss nach Wolfram von Eschenbach

Ein Knabe wächst im Wald auf, man kann auch sagen: in einer Einöde. Seine Mutter enthält ihm die Welt vor, belügt ihn über Gestalt und Gesetz der Wirklichkeit. Herangewachsen verlässt er sie, sie kleidet ihn zum Abschied in ein Narrengewand. Er vergewaltigt eine junge Frau. Und tötet seinen Onkel, um an seine Waffen und die Rüstung zu kommen. Weitgereiste Männer lachen ihn aus. Er zieht weiter. Kommt als Gast an einen Hof, wo man es gut meint mit ihm. Man lehrt ihn das rechte Benehmen, was man tun soll und zu unterlassen hat: Sprich nicht zu viel, und quäle die Herren nicht mit Deinen Fragen! Er fühlt sich nun tauglich. Reitet weiter. Kommt zu einer Burg, da man ein Wunder vor der Welt versteckt. Der König dort aber ist leidend. Der Junge siehts, das Mitleid drängt zu fragen, was denn nur seine Krankheit sei, doch hat er gelernt, vor Herren zu schweigen. So bleibt er stumm. Die Burg, und mit ihr das Wunder, verschwindet. Der Junge kehrt zurück zu den Männern. Sie nehmen ihn auf, denn er ist nun weit gereist. Als es am Schönsten ist, verflucht ihn eine Botin, weil er geschwiegen und den kranken König nicht erlöst hat. Du kannst den Jungen aus der Einöde, aber die Einöde nicht aus dem Jungen nehmen. Er kehrt zurück in den Wald. Findet einen Einsiedler, auch er ein Onkel. Gesteht ihm, dass er Gott hasse. Nichts verstehe. Der Einsiedler unterrichtet ihn, belügt ihn, sagt, er hätte König werden, das Wunder besitzen können, wenn er nur die richtige Frage gestellt hätte. Nun aber sei die Chance verspielt. Der Knabe irrt weiter durch die Welt. Kämpft. Tötet. Weiss nicht weiter und geht immer weiter. Bis zur Burg mit dem Wunder. Erlöst mit einer einfachen Frage den siechen König. Findet seine Liebe. Den Bruder. Freunde. Wird König. Erhält das Wunder und all die Gnade Gottes. Warum? Lukas Bärfuss

Uraufführung: 16.01.2010

Die 25.000 Verse umfassende Parzival-Dichtung WOLFRAM VON ESCHENBACHS (1170/75 –1220) gehört zu den bedeutendsten literarischen Texten des deutschen Mittelalters. LUKAS BÄRFUSS (geboren 1971 in Thun, Schweiz) – derzeitig einer der profiliertesten Autoren im deutschen Sprachraum (u. a. »Die sexuellen Neurosen unserer Eltern«, »Der Bus«, »Die Probe«, »Hundert Tage«) – hat für das Schauspiel Hannover eine neue, eigene Bearbeitung erstellt.